Projektmanagement
Projektmanagement ist die Anwendung von Wissen, Fähigkeiten, Werkzeugen und Techniken auf Projektaktivitäten, um die Projektanforderungen zu erfüllen. Die zunehmende Digitalisierung verändert die Arbeitsweisen und Rollen in Organisationen, was eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung von Projektmanagementmethoden und -software notwendig macht. Dies führt zur Entstehung neuer hybrider Ansätze durch die Kombination verschiedener Methoden. Lean Management und agiles Projektmanagement sind in vielen Branchen bewährte Methoden zur Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung. Besonders im Bauwesen bietet die Kombination dieser Methoden großes Potenzial, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich.

Lean Construction
Lean Construction ist eine auf die Baubranche angepasste Version der Lean-Methodik. Aufgrund der besonderen Merkmale der Bauindustrie wie Einzelanfertigung, temporäre Organisation und Produktion vor Ort, unterscheidet sich Lean Construction von der traditionellen Lean-Produktion. Die Last Planner System (LPS) Methode wurde entwickelt, um eine zuverlässige und vertrauenswürdige Planungsumgebung zu schaffen, die einen effektiven Bauprozess fördert. LPS umfasst vier Phasen: Rahmenterminplanung, kollaborative Phasenplanung, Vorausplanung und Wochenplanung. Durch diese strukturierte Herangehensweise wird die Unsicherheit reduziert und die Genauigkeit der Planungsphasen erhöht. Eine erfolgreiche Implementierung von LPS stabilisiert Arbeitsprozesse, steigert die Produktivität und erhöht die Widerstandsfähigkeit des Projektplans gegenüber externen Einflüssen.
Agiles Projektmanagement
Agiles Projektmanagement basiert auf dem „Agile Manifesto“ der Softwareentwickler aus den frühen 2000er Jahren. Der Kern des agilen Projektmanagements liegt in der Fokussierung auf die Kund*innen, ihre Anforderungen und den Mehrwert des Produkts. Planungsschritte werden in kontinuierlichen, zeitlich definierten Zyklen, sogenannten Iterationen, wiederholt. Dieser iterative Ansatz ermöglicht eine höhere Flexibilität und die Fähigkeit, auf externe und interne Einflüsse schnell zu reagieren. Das Scrum-Framework, eine der bekanntesten agilen Methoden, besteht aus drei Rollen (Scrum Master, Product Owner, Development Team), vier Ereignissen (Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review, Sprint Retrospective) und drei Artefakten (Product Backlog, Sprint Backlog, Increment).
Datengestützte Methodik für agile TGA-Prozesssteuerung in Bauprojekten
Aus den aktuellen Erkenntnissen wurde ein hybrider Projektmanagement-Ansatz für TGA-Unternehmen entwickelt, der den Informationsfluss zwischen den relevanten Stakeholdern durch die Anwendung von LPS und Scrum koordiniert.

Identifizierte Ansätze
Drei besonders relevante Ansätze für das Projektmanagement wurden identifiziert und sollen durch die Software unterstützt werden:
- Erstellung des Bauzeitplans
- Bau-Scrum
- Qualitative Situationsbewertung
Diese Ansätze werden in der Projektausführung veranschaulicht.
Rollendefinition und Scrum-Integration
Durch die Verwendung von Scrum zur Rollendefinition entsteht ein Gleichgewicht zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung, das das LPS unterstützt. Die Rollen von Scrum wurden weiterentwickelt und wie folgt definiert:
- Operativer Product Owner: Projektleiter
- Ausführender Product Owner: Bauleiter
- Scrum Master: Customer Success Manager des Softwarepartners, um den Implementierungsprozess und die Handhabung der Software zu begleiten.
Im Gegensatz zu früheren Forschungsergebnissen werden die Installateure und nicht die Architekten, Systemplaner und Kunden als das Entwicklungsteam gesehen. Die Installateure dokumentieren ihren Fortschritt auf der Baustelle mithilfe des Ticketsystems der Software und sind somit proaktiv in den Managementansatz integriert. Basierend auf dieser Aufteilung wurden auch die Artefakte im Product Backlog des Kunden und im Product/Sprint Backlog des TGA unterteilt.
Projektvorbereitungsphase
- Steuerung und Bestimmung: Organisatorische Angelegenheiten und Projektumfang werden vom Kunden festgelegt.
- Planungsinformationen: Diese werden an das TGA-Unternehmen weitergeleitet, in einem internen Kick-off-Meeting zusammengefasst und weiterverarbeitet.
- LPS-Anwendung: Ein übergeordneter Bauzeitplan wird aus dem Gesamtzeitplan des Kunden entwickelt. Nachträgliche Einreichungen des Kunden können iterativ einbezogen werden.
- Übertragung in die Kontrollphase: Inhalte werden als Product Backlog (Vorausplanung) oder Sprint Backlog (Wochenplanung) übertragen.
Scrum-Meetings und Sprints
- Statuskommunikation: Der Status des Sprints wird in Scrum-Meetings kommuniziert, die ein- bis zweimal pro Woche stattfinden.
- Sprint Review: Am Ende eines Sprints wird überprüft, ob die Inhalte erfolgreich umgesetzt wurden. Unvollständige Sprints werden auf ihre Auswirkungen auf die Detailplanung geprüft.
- Sprint Retrospective: Erfolgreiche Sprints werden evaluiert, und die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Detailplanung ein. Ein abgeschlossener Sprint wird durch den nächsten ersetzt.
- Überwachung und Anpassung: Fortschritt und Personal werden überwacht und können die Planung beeinflussen.
- Übergabe: Nach dem letzten erfolgreichen Sprint wird das Ergebnis dem Kunden übergeben.
Ergebnisse des Projekts:
- Entwicklung eines hybriden Projektmanagement-Ansatzes für TGA-Unternehmen
- Definition von neuen Rollen basierend auf Scrum, einschließlich zwei Product Ownern und einem Customer Success Manager
- Integration der Installateure als Entwicklungsteam zur proaktiven Fortschrittsdokumentation
- Implementierung von LPS zur Erstellung eines übergeordneten Bauzeitplans
- Einführung von Scrum-Meetings zur regelmäßigen Statuskommunikation und Überprüfung des Fortschritts